Autor: Stefan Rothen 2023
Aufgeschrieben nach einem Segeltörn rund um Rügen. Der Dank geht an Volker Höhne, der beim Aussuchen der Fachbegriffe an Bord behilflich war.
Zwei Mädels gingen zusammen zum Hafenfest an den Rangsdorfer See. Nennen wir sie Maria und
Netti. Maria war schon oft auf dem Gelände und wollte ausreiten und in See stechen. Netti dagegen
war hier zum ersten Mal und fühlte sich leicht unwohl, weil sie nicht wusste, was da alles auf sie zu
kommt. Vielleicht wird sie noch seekrank auf so einem wackligen Kahn.
Als Netti durch eine Klüse ins Bootsinnere schaute hörte sie folgendes Kommando:
“Du musst dich auf das Kielschwein setzen und den Kicker anmachen.“
Netti begann zu verstehen. Wenn ihre Freundin Maria ausreiten will wie sie es angekündigt hatte,
muss sie sich auf ein Kielschwein setzen. Sonderbares Reiten! Doch warum muss sie dann noch
einen Fußballer anmachen und wie sticht man dann mit dem in die See? Netti hat es mit den
Artikeln auch nicht so richtig in ihrem Kopfbrett, heißt es die See oder der Rangsdorfer See? Sie
wusste nicht, dass beides richtig sein kann.
Gewöhnlich geht es doch aber in einem Hafen andersrum, da sollen die Seemänner nach dem
Einlaufen die Mädels anmachen. Doch hier im Hafen am Rangsdorfer See war alles verkehrt. In
Nettis Kopf lief ein Farbfilm ab. Immer wieder begann er von vorn. Er war auf Dauerschleife
gesetzt und verbunden mit der quälende Frage, mit was sticht man denn in den See und warum?
Doch im Bootsinneren war das Gespräch zwischen den beiden Seglern noch nicht beendet:
“Nimm die Sodaleine und pass auf, das sie nicht am Lümmel schamfielt. Dann nimmst du die Dirk
und knüpfst sie am Baum fest.“
Komisch wie die hier reden. Das heißt doch nimmt den Dirk nicht die Dirk, Dirk ist doch männlich
und warum soll der aufgehängt, also aufgeknüpft werden.
“Du sollst das Ende am Bierkasten anmachen, nicht am Hundsfott.“
Das war für Netti jetzt aber leicht verständlicher Klartext. Das hatte sie verstanden. Der eine sollte
den Bierkasten sichern, damit der nicht über Bord geht und Hundsfott war jetzt ein Schimpfwort für
den, der den Bierkasten nicht richtig gesichert hatte.
“Wer hat denn hier den Bullenstander an der Affenschaukel angeschlagen?“
So schalte es fragend aus dem Boot. So langsam schwinden Netti die Sinne. Ein Glück, dass gerade
jetzt Maria hinzukommt.
“Jungs, ihr müsst dicht holen und durchsetzen, sonst killen die, wenn das nicht klar ist, macht einen
Würgesteg und am Ende einen Achterknoten, damit die Schot nicht durchrauscht.“
Wie, jetzt fängt die auch noch an, solche wirres Zeug zu reden? Igitt, was ist das denn hier, wo
kommt denn die Zeckenpisse plötzlich her. So eine Scheiße!
An dieser Stelle müssen wir die Geschichte anhalten, denn plötzlich ist Netti selber in die Sprache
der Segler geraten. Mit ihrem letzten Kraftausdruck gab sie eine Vorankündigung für besonders
aufkommende Hektik an Bord. Doch das hat sie nicht gewusst. War aber völlig richtig. Danach
kommt das Kommando – Wahrschau! Das Wort ist von wahrnehmen abgeleitet und steht für
Achtung! Da ist Gefahr im Anzug besonders wenn der Baum überkommt. Oder sollten wir hier
fachmännisch besser sagen im Ölzeug statt im Anzug?
Wie sie als Zuhörer schon bemerkt haben, es handelt sich hier alles um Fachbegriffe aus dem
Segelsport. Mit diesem Klarmachen können wir dem Sprachwuhling nun ein Ende setzen. Wir
waren weit vom Seemannsgarn entfernt. Nur klare und deutliche Worte verließen meinen Mund.
Wenn sie die beiden Damen los werden wollen, dann bringen sie ihnen einen Altweiberknoten bei.
Bei der Kompliziertheit dieses Knotens werden die Damen langsam abdrehen, denn beiliegen
werden sie mit unserer Sprachgewohnheit nicht wollen. Gut, es muss schon ehrlich bleiben. Nur
eine wird in den Wind schießen. Legen sie selber fest, ob Maria oder Netti bei mir geblieben ist.
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